Keno Goertz reviewed Miami Punk by Juan S. Guse
Review of 'Miami Punk' on 'Goodreads'
4 stars
Miami Punk ist voller cleverer und witziger Ideen: Arbeitslose, die sich in einem gemeinsamen Planspiel davon überzeugen, dass sie weiterhin arbeiten; detailreich beschriebene avantgardistische Computerspiele; ein Pizza-Lieferservice, der seine Lieferantinnen zu halsbrecherischem Fahrverhalten nötigt; literaturwissenschaftliche Texte, in denen sich auch mal ein Satz mit fünf Gedankenstrichen über zwei Seiten zieht; der Katalog letzter Gedanken fliegender Dinge ohne Bedeutung...
Es gibt noch viele weitere solcher unterhaltsamer Ideen in diesem Buch. Insgesamt entsteht eine ganz herrlich Satire der Sozialwissenschaften. Man bekommt das Gefühl, dass irgendwie alles zusammenhängt und vor allem alles damit, dass das Meer sich von der Küste Miamis zurückgezogen hat. Vieles ergibt in dieser Hinsicht Sinn: Die Hafenmitarbeiterinnen können Ihre plötzliche Arbeitslosigkeit und vor allem die unfassbare Ursache dafür nicht verarbeiten und tun deswegen einfach so, als sei nichts geschehen. Natürlich verschlägt es Pilger*innen in die entstandene Wüste. Selbstverständlich bricht die Dauerwerbesendungsindustrie von Miami zusammen. Und klar …
Miami Punk ist voller cleverer und witziger Ideen: Arbeitslose, die sich in einem gemeinsamen Planspiel davon überzeugen, dass sie weiterhin arbeiten; detailreich beschriebene avantgardistische Computerspiele; ein Pizza-Lieferservice, der seine Lieferantinnen zu halsbrecherischem Fahrverhalten nötigt; literaturwissenschaftliche Texte, in denen sich auch mal ein Satz mit fünf Gedankenstrichen über zwei Seiten zieht; der Katalog letzter Gedanken fliegender Dinge ohne Bedeutung...
Es gibt noch viele weitere solcher unterhaltsamer Ideen in diesem Buch. Insgesamt entsteht eine ganz herrlich Satire der Sozialwissenschaften. Man bekommt das Gefühl, dass irgendwie alles zusammenhängt und vor allem alles damit, dass das Meer sich von der Küste Miamis zurückgezogen hat. Vieles ergibt in dieser Hinsicht Sinn: Die Hafenmitarbeiterinnen können Ihre plötzliche Arbeitslosigkeit und vor allem die unfassbare Ursache dafür nicht verarbeiten und tun deswegen einfach so, als sei nichts geschehen. Natürlich verschlägt es Pilger*innen in die entstandene Wüste. Selbstverständlich bricht die Dauerwerbesendungsindustrie von Miami zusammen. Und klar treffen sich Leute in einem spiritualistischen Kongress, um sich das Naturphänomen und die daraus resultierenden Begleiterscheinungen zu erklären.
Und doch bleibt vieles unklar: Warum laufen überall Alligatoren rum? Weshalb etabliert sich ausgerechnet der Ringkampf als die geeignete Methode zum Töten dieser Tiere? Wieso fahren die Autos von José Pepperoni nicht normal los sondern lassen sich in einem nicht wirklich zeitsparenden aber dafür gefährlichen Prozess in die Luft schleudern?
Mich hat das einige Zeit lang beim Lesen frustriert, weil ich es für nicht besonders interessant hielt, mir auszumalen, wie sich eine Stadt wie Miami auf solche plötzlichen und abwägigen Änderungen einstellen würde. Vor allem, wenn auch die Reaktionen teils als total abwägig erscheinen (Warum erschießen die die Alligatoren nicht einfach?). Doch letztendlich will Guse wohl genau diesen Wunsch einer vollkommen erklärbaren Romanwelt angreifen. Sci-Fi-Romane geben sich üblicherweise große Mühe, dass auch wirklich alles schön schlüssig ist. Doch wenn man in der echten Welt nicht alles verstanden hat, warum sollte man dann alles über Guses Miami verstehen?