Béla Goertz reviewed Spielen by Karl Ove Knausgård
Angst und Gelaber
3 stars
Wie kann man einen so dicken, autofiktiven Roman über die eigene Kindheit schreiben ohne zu labern? Geht nicht. Aber nicht zu labern gelang Knausgard auch in "Sterben" und "Lieben" nicht. Der Appeal dieser Bücher liegt nicht in Spannungsbögen sondern im Voyeurismus, der Selbstidentifikation und dem parasozialen Gefühl einen Menschen sehr tiefgehend kennenzulernen. Knausgard wiederholt zum Beispiel wieder und wieder auf welche Weisen sein Vater ihn emotional missbraucht und fertig gemacht hat, aber erst dadurch entfacht es diese gewisse Wirkung. Erst dadurch bekommt man beim Lesen bereits Angst, wenn beschrieben wird, wie sich seine Schritte seinem Zimmer nähern. Das Buch endet leider schwächer als es beginnt, denn wieder und wieder die Lustfantasien eines dreizehnjährigen zu lesen, hat keinen ähnlich intensivierenden Effekt. Und auch wenn Knausgard selten in eine direkte Wertung geht, scheint er die sexualisierten Übergriffe auf Mitschülerinnen, die er mit seinen Freunden brachte irgendwie als Teil der sexuellen Frühentwicklung zu …
Wie kann man einen so dicken, autofiktiven Roman über die eigene Kindheit schreiben ohne zu labern? Geht nicht. Aber nicht zu labern gelang Knausgard auch in "Sterben" und "Lieben" nicht. Der Appeal dieser Bücher liegt nicht in Spannungsbögen sondern im Voyeurismus, der Selbstidentifikation und dem parasozialen Gefühl einen Menschen sehr tiefgehend kennenzulernen. Knausgard wiederholt zum Beispiel wieder und wieder auf welche Weisen sein Vater ihn emotional missbraucht und fertig gemacht hat, aber erst dadurch entfacht es diese gewisse Wirkung. Erst dadurch bekommt man beim Lesen bereits Angst, wenn beschrieben wird, wie sich seine Schritte seinem Zimmer nähern. Das Buch endet leider schwächer als es beginnt, denn wieder und wieder die Lustfantasien eines dreizehnjährigen zu lesen, hat keinen ähnlich intensivierenden Effekt. Und auch wenn Knausgard selten in eine direkte Wertung geht, scheint er die sexualisierten Übergriffe auf Mitschülerinnen, die er mit seinen Freunden brachte irgendwie als Teil der sexuellen Frühentwicklung zu billigen - zumindest liest es sich für mich so. Ein kürzeres Buch über einen sensiblen Jungen, der nicht seiner Geschlechterrolle gerecht werden kann, wäre vielleicht keine vollständige Repräsentation von Knausgards Kinderjahren gewesen, aber ein Buch, das ich lieber gelesen hätte.