schokopflaster 📖 reviewed Eight Kinky Nights by Xan West
tl;dr: Sinnvolles Buch mit guten Aspekten, dem aber 90% weniger peinliches Preaching und mehr Konflikte und realistischere Charaktere mit Ecken und Kanten gut getan hätte.
3 stars
Hmm.
Einerseits bin ich hellauf davon begeistert, wie viele Themen Xan West mit diesem Werk anspricht. Wie viel Wert auf Boundaries und Reflektion der eigenen Gefühle und Bedürfnisse gelegt wird. Da kann mensch echt noch was lernen hier. Und endlich mal queere Charaktere, die nicht <25 sind und/oder dünn. Nein, die zwei Hauptcharas sind Ende 50, haben Behinderungen, sind autistisch, dick, jüdisch und eine von beiden schwarz. Eine Kombination, die ich in queeren Büchern sonst nie finde.
Weshalb ich trotzdem nur drei Sterne gebe (und dabei schon aufrunde)? Weil das ganze Buch an zu vielen Stellen einfach nicht rund ist. Ich ständig das Gefühl habe, eine mittelmäßige Fanfiction zu lesen statt eines ausgewachsenen Buchs (das sehr fanartig anmutende Buchcover hilft leider nicht dagegen...). Einige Facetten dieser Gefühle kann ich nicht in Worte fassen, ein paar andere versuch ich hier mal anzureißen.
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Das Buch ziiiiieht sich wie heißer Asphalt im Sommer. …
Hmm.
Einerseits bin ich hellauf davon begeistert, wie viele Themen Xan West mit diesem Werk anspricht. Wie viel Wert auf Boundaries und Reflektion der eigenen Gefühle und Bedürfnisse gelegt wird. Da kann mensch echt noch was lernen hier. Und endlich mal queere Charaktere, die nicht <25 sind und/oder dünn. Nein, die zwei Hauptcharas sind Ende 50, haben Behinderungen, sind autistisch, dick, jüdisch und eine von beiden schwarz. Eine Kombination, die ich in queeren Büchern sonst nie finde.
Weshalb ich trotzdem nur drei Sterne gebe (und dabei schon aufrunde)? Weil das ganze Buch an zu vielen Stellen einfach nicht rund ist. Ich ständig das Gefühl habe, eine mittelmäßige Fanfiction zu lesen statt eines ausgewachsenen Buchs (das sehr fanartig anmutende Buchcover hilft leider nicht dagegen...). Einige Facetten dieser Gefühle kann ich nicht in Worte fassen, ein paar andere versuch ich hier mal anzureißen.
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Das Buch ziiiiieht sich wie heißer Asphalt im Sommer. Spannungsbogen gibt es kaum einen.
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Wie sollte es auch Spannung geben, es gibt ja fast keine Konflikte. Alle Protagonist:innen (außer die böse Ex) sind makellos. Verständnisvoll, reflektiert, empathisch,... und ihre Umwelt passt immer dazu. Wenn eine:r zu wenig Energie für irgendwas hat, ein offenes Ohr braucht oder eine Person die haargenau auf die eigenen Bedürfnisse passt, ist das nie ein Problem und kann immer von den Umständen (und der Tatsache, dass mindestens die Sexshopbesitzerin einfach enorm viel Geld hat) und den ständig zur Verfügung stehenden, ebenso perfekten Bekannten aufgefangen werden. Die Bekannten sind natürlich alle möglichen Queers in perfekten Wahlfamilien deren Bedürfnisse auch alle 100% zueinander passen. Wer hätte das gedacht. Die einzigen Mini-Krisen gibt es im Inneren der beiden Hauptcharas, die Angst haben, nicht perfekt genug für die andere Person zu sein. ZzzzZZZzz.
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Während ich es an sich gut finde, wenn mich ein Buch zum Reflektieren anregt, habe ich hier durchgehend das Gefühl gehabt, dass jeder einzelne Satz mir etwas beibringen will. Unter anderem ist das Buch also eine BDSM-Anleitung für Menschen, die noch nie was vom Thema gehört haben (aber preacht auch heftig über Autismus/nicht-neurodivergent-sein, Beziehungs- und Genderformen, jüdische Praktikenm...). Löblich, aber bizarr, wenn mensch selbst älter als 10 ist, möglicherweise schon mal über den Tellerrand oder in dieses Internet geschaut hat und es eher unangenehm findet, die ganze Zeit belittled zu werden.
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Es gibt ja dieses Phänomen, dass viele Mangazeichner:innen nur 12-22jährige Personen zeichnen können. Müssen sie dann doch mal ältere Leute in ihren Geschichten einbauen, so zeichnen sie wieder Jugendliche, aber malen awkwarde Falten auf deren Gesichter... das überzeugt niemanden und wirkt unbeholfen peinlich. Ein ähnliches Gefühl hatte ich leider auch bei den beiden Hauptcharas, die beide in ihren 50ern sein sollen. Was ich ja enorm sympathisch fände.. wenn sie mich denn überzeugen würden. Aber es kam mir die ganze Zeit vor, als würde ich die Geschichten zweier Jungspunde zwischen 20 und 25 lesen, bei denen einfach nur behauptet wird, sie wären bereits so alt. Von der Art, wie sie denken, sprechen, miteinander umgehen, ja auch von ihrem Alltag her lässt aber nichts darauf schließen. Klar, könnte man jetzt darüber spekulieren, woran man denn bitte ältere Menschen und deren Leben erkennt, aber das hier war einfach nicht merkwürdig und hinterließ einen schlechten Beigeschmack.
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Persönlicher pet peeve: Drölfzig trans* Leute in dem Buch und keine:r hat das Pronomen they? Obwohl sogar Xan West das für sich selbst nutzt? Das war schon auffallend merkwürdig, wo es doch - mit Abstand - das meistgebraute nichtbinäre Pronomen überhaupt ist.
tl;dr: Sinnvolles Buch mit guten Aspekten, dem aber 90% weniger peinliches Preaching und mehr Konflikte und realistischere Charaktere mit Ecken und Kanten gut getan hätte.
Trotz alledem würde ich das Buch durchaus all meinen Bekannten empfehlen. Nur vielleicht legt mensch es ab und an mal wieder zur Seite oder überspringt hier und da ein paar Dutzend Seiten.